Wie Du die richtige Stillberatung für Dich findest

23.04.2018

veröffentlicht von: Andrea Böttcher,

Kinderkrankenschwester

Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftragte für die Klinik

Referentin für Stillen und Säuglingsnahrung

Stillberatung: ein gerne genutzter Begriff, der rechtlich aber vollkommen frei ist.

Denn in Deutschland kann sich jeder Stillberaterin nennen. Der Begriff ist nicht geschützt.

Der Unterschied liegt in der Aus-, Fort- und Weiterbildung.

 

In Hinblick auf die möglichen Kosten für Euch Mütter ist aber auch zu berücksichtigen, dass

 

 "mithilfe der Still- und Laktationsberatung die Kosten für künstliche Säuglingsnahrung entfallen könnten. Der finanzielle Mehraufwand für künstliche Säuglingsnahrung beträgt etwa 120 €/Monat, wenn das Baby gar nicht gestillt wird. Wenn die Mutter durch die professionelle Stillberatung nur einen Monat weiterstillt und z.B. zweimal 60 € für die Beratung bezahlt, hat sie im Endeffekt nichts dazugelegt und die Stillberatung quasi kostenlos erhalten. In der Realität liegt die Ersparnis deutlich höher, da die Stillbeziehung viele Monate weiter aufrechterhalten und auf Säuglingsnahrung verzichtet werden kann."

   Monika Jahnke, 1. Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher LaktationsberaterInnen (BDL) e.V.

 

Aber wie erkenne ich dann eine gute Stillberaterin? Nun, dazu möchte ich Dir erst einmal aufzeigen, welche möglichen Varianten es überhaupt gibt.

 

 

Variante 1: ungefragt von jedem

Es wird Dir immer wieder passieren: Jeder wird Dir ganz ungefragt Tipps zum Stillen und zum Umgang und der Entwicklung Deines Kindes geben.

 

Oftmals beruhen diese Tipps auf persönlichen Erfahrungen. Ein allgemeiner Austausch kann sehr wertvoll sein, aber blindlings jeden Tipp anzunehmen und alles auszuprobieren kann die Stillbeziehung zwischen Dir und Deinem Kind auch empfindlich stören.

 

Du kannst dabei kaum erwarten, von Personen deren Kind nur kurzzeitig oder gar nicht gestillt wurde, stillförderliche Informationen zu bekommen.

 

Und auch die Vorträge: Alles "super-einfach-wunderbar und toll gelaufen" kannst Du in der Regel so stehen lassen.

Jede Schwangerschaft, jede Geburt, jeder Mensch, jede Stillbeziehung ist einzigartig - man kann, darf und sollte nicht alles über einen Kamm scheren und sagen einmal so, immer so.

 

Informiere Dich bereits in der Schwangerschaft in Stillinfoveranstaltungen und Stillgruppen. Dann hast Du vieles schon einmal gehört und weißt auch, was in den Bereich der Mythen, Märchen und Legenden für stillende Mütter gehört. Oder lese einfach hier weiter: Da wird ja die Milch sauer - Stillen im Märchenland.

Der Besuch einer Stillgruppe kann hier eine fachlich fundierte Informationsmöglichkeit mit niedrigem Kostenaufwand sein.

 

 

Variante 2: Hebamme

Sie ist die Stillberaterin, die am häufigsten in Aktion tritt. Die Stillberatung ist dabei Teil der Hebammenleistung, die diese mit der Krankenkasse abrechnen kann. Somit fallen für Dich im Rahmen dieser Hebammenversorgung keine Kosten an. Dabei ist genau geregelt, wie viele Hebammenbesuche Dir bis zu welchem Zeitpunkt zustehen. Bei allem was darüber hinausgeht, muss die Kostenfrage wieder geregelt werden. Frag einfach Deine Hebamme!

 

Die Hebamme ist eine gut ausgebildete Fachfrau rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Ihre Ausbildung ist umfangreich, genauso wie ihre Weiterbildungsmöglichkeiten. Jede Hebamme hat meist ihren eigenen ganz persönlichen Schwerpunkt.

 

Zudem bieten viele ein umfangreiches Rund-um-Paket an Kursen und Zusatzleistungen wie Akupunktur, Aromatherapie, Akupressur, Homöopathie, Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse, Babymassage und vieles mehr.

 

Hebammen haben ihre Ausbildung meist in einer größeren Klinik gemacht, die Ausbildung bezüglich Stillen bestand dabei - laut Aussage vieler Hebammen - meist nur aus wenigen Kursstunden.  Berufserfahrung und ggf. eigene Stillzeiten ergänzen dann die Möglichkeiten zusätzlich.

 

Aber vielleicht hat ja auch Deine Hebamme die Stillberatung zur Ihrer persönlichen Vorliebe erklärt - das erfährst Du nur, wenn Du sie fragst.

 

 

Variante 3: die ehrenamtliche Mutter-zu-Mutter-Beratung

Seit vielen Jahren gibt es bereits diese Form der Stillberatung. Organisationen wie die LaLecheLiga (LLL) oder die Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen (AFS e.V.) bieten Stillberatung von Mutter zu Mutter. Die Vorraussetzungen für diese Beratung sind unterschiedlich. Teilweise wird ein Mindestmaß an eigener Stillerfahrung gefordert oder auch eine Mindestanzahl an Hospitationen in einer Stillgruppe.

 

Die Ausbildung zur Stillberaterin ist je nach Verein unterschiedlich geregelt, sie erfolgt dann sukzessive in Kursen mit festgelegtem Inhalt oder individueller mit Mentorenbegleitung (je nach Organisation). Regelmäßige Fortbildungen im Anschluss sind die Norm.

 

Beide Organisationen arbeiten ehrenamtlich, das bedeutet sie sind auf Mitgliedsbeiträge, den Verkauf von Infomaterial und Spenden angewiesen. So arbeiten auch die Beraterinnen: ehrenamtlich ggf. mit einer Spende von 1-5 Euro für die Stillgruppe und ggf. mit Benzinkostenzuschuss bei Hausbesuchen.

 

Die Ausbildung gilt nicht als berufliche Weiterbildung und darf nicht in berufliche Kontexte oder freiberufliche Tätigkeit eingebunden werden, sondern nur als Ehrenamt im Rahmen des Vereins.

 

Die Kosten für eine Ausbildung sind hier mit 100-300 Euro recht gering.

 

 

Variante 4: Fachkraft für Stillförderung, Still- und Laktationsberaterin IBCLC

Hierbei muss man zwischen beiden Titeln unterscheiden:

1. Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftrage in der Klinik (Abschluss mit nationalem Diplom)

2. Still- und Laktationsberaterin IBCLC (Abschluss mit internationalem Examen)

 

Es ist die wohl umfangreichste Fachweiterbildung. Alleine die Zulassung zur Weiterbildung erfordert bereits einen medizinischen Grundberuf, mind. 5 Jahre Berufserfahrung im Bereich der Stillberatung bzw. 1000 Praxisstunden. Zudem ist es eine Weiterbildung über einen Zeitraum von gut 1,5 Jahren.

 

Die Weiterbildungen sind kostspielig: und belaufen sich bei über 2000 Euro zuzüglich Fort- und Weiterbildungskosten, Lehrmaterial, Fachbücher etc..

 

Beide Weiterbildungen erfordern eine Hausarbeit und unterschiedliche Prüfungsmodalitäten am Ende. So schließt die Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftragte in der Klinik mit einer schriftlichen, mündlichen und praktischen Prüfung ab, um bei Bestehen die Möglichkeit zu haben, sich direkt zum internationalen IBCLC Examen anzumelden, was jedoch keine Pflicht darstellt. Dann trägt sie aber auch nicht den IBCLC-Titel. Inhaltlich sind beide Formen der Weiterbildung aneinander angelehnt, da sie ja zum selben Ziel führen können.

 

Während eine IBCLC oftmals freiberuflich arbeitet, sind die meisten Fachkräfte für Stillförderung im klinischen Bereich ansässig, können aber auch freiberuflich tätig werden.

 

Beide  Stillberaterinnen müssen und sollen sich regelmäßig weiterbilden, die IBCLC muss zudem Fortbildungspunkte sammeln und sich regelmäßig rezertifizieren bzw. das Examen neuablegen. Die Fachkraft für Stillförderung ist meist zudem im Arbeitskreis der Stillberaterinnen Bensberg tätig, muss aber keine neue Prüfung ablegen.

 

Dementsprechend sind Fachkräfte und IBCLC´s echte Profis unter den Stillberaterinnen.

Sie können mit ihrem medizinischen Hintergrundwissen und ihrer intensiven Ausbildung auf dem Gebiet der Still- und Laktationsberatung da weiterhelfen, wo Hebammen und ehrenamtliche Beraterinnen an ihre Grenzen stoßen.

 

Jede Fachkraft und jede IBCLC hat dabei ihre eigenen Kosten zu tragen. Darunter z.B. Raummiete, Fahrtkosten, Beratungsmaterial, Kosten für Berufsgenossenschaft und Haftpflichtversicherung usw., je nachdem in welchem Umfang sie tätig ist.

 

Die Kosten für diese freiberuflichen Fachkräfte werden meist nicht von den Krankenkassen getragen und sind somit private Leistungen.

 

 

Variante 5: DAIS-Stillbegleiterin

Das deutsche Ausbildungsinstitut für Stillbegleitung bietet seit 2013 den ersten abgeschlossenen Ausbildungslehrgang an. Hier können Frauen mit ganz unterschiedlichem Hintergrund ihre Ausbildung absolvieren. Diese Ausbildung wird auch als Fortbildung für Hebammen und Pflegepersonal anerkannt. DAIS richtet sich meist an Berufsgruppen, in deren Alltag Stillen und Stillberatung ein Thema ist. DAIS- Stillbegleiterinnen dürfen ein Honorar verlangen und arbeiten nicht mehr ehrenamtlich.

 

Die Ausbildungsinhalte werden an drei Wochenenden Präsenzphase und in Abwesenheitsphasen vermittelt und schließen mit einer Prüfung ab.

 


Ganz egal für welche Variante Du Dich entscheidest:

Dein persönlicher Eindruck und Dein Gefühl sind entscheidend.

Jede Kollegin bietet Dir in der Regel eine erste kostenfreie Kontaktaufnahme und alle haben immer individuelle Möglichkeiten, Dich zu unterstützen, wenn Du Dir eine Beratung nicht leisten kannst. 

 

Nehme Kontakt auf und frage einfach nach, wer Dir am besten Helfen kann.


                                                    Liebe Grüße und bis bald,

                        

                                                                                            

Copyright © 2018 Andrea Böttcher

 


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