Die Flaschennahrung von heute ist fast wie Muttermilch!?

10. März 2018

veröffentlicht von: Andrea Böttcher,

Kinderkrankenschwester

Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftragte für die Klinik

Referentin für Stillen und Säuglingsnahrung

 

Künstliche Säuglingsnahrung, Flaschennahrung, Ersatznahrung - egal wie man sie auch nennt - ist das Mittel der Wahl, wenn eine Mutter nicht stillen kann oder möchte!

 

Aber...

es ist auch nur ein muttermilchähnliches Produkt und der Muttermilch keinesfalls gleichzusetzen!

Dass moderne Flaschennahrung fast wie Muttermilch ist, wurde schon vor hundert Jahren behauptet und seitdem wird jede Möglichkeit, die Nahrung der Muttermilch etwas ähnlicher zu machen, als großer Fortschritt und bahnbrechende Entdeckung gewertet.

 

Muttermilch ist im ständigen Wandel. Sie verändert sich vom Zeitpunkt der Geburt bis hin zum Abstillen ständig. Damit meine ich nicht nur in ihrer Menge, sondern auch in der Zusammensetzung. Der Körper der Mutter weiß genau, was das Baby in welchem Alter und welchem Gesundheitszustand benötigt und "mischt" die Milch entsprechend immer neu. 

 

Muttermilch ist eine wahre Bombe an lebenden Zellen, wie z.B. Antikörpern, Enzymen und Immunglobulinen. Sie enthält neben den Nährstoffen Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten auch Vitamine, Wasser, Mineralien und Spurenelemente. Hinzu kommen viele Wachstumsfaktoren sowie antimikrobielle Faktoren, welche der Muttermilch antibakterielle und antivirale Eigenschaften verleihen. Und natürlich enthält Muttermilch auch Wasser, daher ist auch keine weitere Flüssigkeitsgabe nötig.

 

 

Die Inhaltsstoffe der Muttermilch sind so perfekt gemischt und auf uns Menschen abgestimmt, dass sie einen wahren Supercocktail ergeben,

an den Flaschennahrung noch lange nicht heranreichen wird!

 

 

Und was macht die Nahrungsindustrie? Sie versucht, Muttermilch zu kopieren. Dabei sei gesagt, dass sehr viele der Inhaltsstoffe der Muttermilch noch gar nicht "nachgebaut" werden können und die Forschung auch nicht weiß, wie sich die Inhaltsstoffe gegenseitig unterstützen, ergänzen oder auch ihre Wirkung verändern.

 

Als Basis für Säuglingsnahrung dient übrigens Kuhmilch! Diese wird dann im Labor so verändert, dass unsere Menschenbabys sie überhaupt vertragen. Zudem müssen Inhaltsstoffe wie z.B. Eisen in deutlich höheren Mengen zugegeben werden, damit der Bedarf eines Menschenbabys entsprechend gedeckt wird. Die Verwertbarkeit für den Körper ist daher ganz unterschiedlich:

 

Nehmen wir einmal das Beispiel Eisen:

 

Muttermilch beinhaltet nur wenig Eisen, nur ca. 0.08 mg pro 100 g Muttermilch - die Verwertbarkeit für das Baby liegt aber bei rund 50-75%!

 

Säuglingsnahrung dagegen enthält rund 12 mg pro 100 g Nahrung, denn die Verwertbarkeit liegt bei 5-7%!

 

Und jede Schwangere, die Eisen einnehmen muss, weiß, was eine große Aufnahme an Eisen für die Verdauung bedeutet: Probleme wie Verstopfung zum Beispiel.

 

Hier mal eine Übersicht von Muttermilch vs. Kuhmilch und Säuglingsnahrung:

 

Wie Ihr seht, ist der Kaloriengehalt zwischen Muttermilch und künstlicher Säuglingsnahrung weitgehend gleich. Der Gehalt von Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten wurde den Werten der Muttermilch entsprechend angepasst. Wasser enthält natürlich beides.

 

Die Differenzen bei der Muttermilch ergeben sich, weil keine Muttermilch von zwei Frauen weltweit exakt die selbe Zusammensetzung aufweist!

 

Die Säuglingsnahrung ist bei uns in Deutschland sehr gut kontrolliert und geprüft und unterliegt der Diätverordnung. In vielen anderen Ländern der Welt ist das nicht der Fall. Denn sichere Nahrung für das Kind kann beispielsweise auch nur mit sauberem Trinkwasser hergestellt werden. Alleine das ist aber in vielen Ländern der Welt Mangelware und das Stillen in diesen Ländern die einzige sichere Option zur Ernährung des Kindes.

 

Wer sich für eine genauere Zusammensetzung der Muttermilch und die Unterschiede zu künstlicher Säuglingsnahrung interessiert, kann unter folgenden Links vieles nachlesen:

 

www.stillen-institut.com/de/muttermilch-formula.html

www.stillkinder.de/die-babynahrungsfrage/

 

Für mich bedeutet das...

wer Flaschennahrung füttern möchte - oder es muss - ernährt sein Kind in Deutschland mit einem gut geprüften und sicheren Lebensmittel! Künstliche Säuglingsnahrung ist die einzige gute Alternative zur Muttermilch. Aber wer glaubt, mit Flaschennahrung schläft das Kind besser oder länger, oder auch mal eben eine Flasche macht nichts aus, der täuscht sich.

 

Muttermilch kann man nicht kopieren und ich denke, es wird noch sehr lange dauern bis die Wissenschaft alle ihre Geheimnisse und Zusammenhänge entschlüsselt hat und bis dahin ist Flaschennahrung etwas ganz anderes.

                                                      

                                                          Liebe Grüße und bis bald,

Copyright © 2018 Andrea Böttcher


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