Problem: Milchstau

03. Februar 2019

veröffentlicht von: Andrea Böttcher,

Kinderkrankenschwester

Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftragte für die Klinik

Referentin für Stillen und Säuglingsnahrung

Schlafberaterin 1001Kindernacht

Milchstau bzw. Mastitis sind zwei ganz unterschiedliche Probleme. Nicht nur die Ursachen sind verschieden, sondern vor allem auch die Behandlungsweise. Grundsätzlich kann ein Milchstau und auch eine Mastitis die gesamte Stillzeit und Abstillzeit über auftreten. Wen es einmal erwischt hat, der hat meist öfters damit zu tun. Aber nicht grundsätzlich.

 

Wichtig ist dann die Prophylaxe.

 

Aber erst einmal gilt es für Dich als Mutter zu unterscheiden, was für ein Problem überhaupt vorliegt:

  Milchstau Mastitis
Beginn:  allmählich, nach dem Stillen  plötzlich, meist nicht früher als 1-2 Wochen nach Geburt
Seite: einseitig in der Regel einseitig
Schwellung: nicht grundsätzlich, an einzelner betroffenen Brust lokalisierte Schwellung
heiße Stellen: mit und ohne möglich rote und heiße Stellen
Körpertemperatur: bis max. 38,4°C mehr als 38,4°C, oft > 40°C innerhalb weniger Stunden
Schmerzen schwach, meist nur an betroffener Stelle stark, an der betroffenen Brust/Stelle
allgemein Befinden sonst Wohlbefinden grippeähnliche Symptome, teilweise starke Einschränkung des Allgemeinbefindens
Auswirkungen auf die Milch Schlechterer Milchfluss in betroffenen Gängen

oft Rückgang der Milchbildung

erhöhter keimgehalt in der Muttermilch

Milchstau:

Ursachen eines Milchstau sind z.B. Stürze, Prellungen, Verletzungen im Bereich der Brust wobei ein Hämatom entsteht, das dann auf die Milchgänge drückt und die Entleerung der Milch behindert.

 

Aber auch abgedrückte Milchgänge durch einen BH, der die falsche Größe aufweist oder eine schlecht Sitzende Babytrage oder ein entsprechend schlecht sitzendes Tragetuch sind möglich.

 

Mütter mir einer sehr großen Brust tendieren dabei deutlich häufiger zu einem Milchstau, denn das in der Brust enthaltene, natürliche Fettgewebe kann auch bereits auf die Milchgänge drücken.

 

Ein Milchstau entsteht also immer dann, wenn der Milchfluss und die Entleerung der Brust behindert wird.

Hier kann es auch schon reichen, wenn Du als Mutter auf einmal Stress hast. Dein Kind oder Du selbst krank seid oder aus irgendeinem anderen Grund Adrenalin in Deinem Körper ausgestoßen wird. Denn immer wenn Adrenalin frei wird, wird der Milchfluss in diesem Augenblick behindert.

 

Besonders zu Familienfeiern neigen daher viele Frauen immer wieder zum Milchstau.

 

Folgende Empfehlung gebe ich Dir als Stauungsprophylaxe, untersuche regelmäßig Deine Brust:

  • auf Rötungen
  • auf verhärtete Bereiche
  • auf druckschmerzhafte Stellen

 

Wenn Du entsprechende Bereiche feststellst, dann kontrolliere erst einmal Deine Stilltechnik:

  • Kannst Du in einer bequemen Position stillen?
  • Ist Dein Kind korrekt angelegt und erfasst es die Brust richtig?
  • Saugt Dein Kind effektiv?
  • Stillst Du ohne zeitliches Limit, ganz nach Bedarf?

 

Wenn hier alles korrekt abläuft, dann überlege mal ob es irgendwelche besonderen Ereignisse gab:

  • Hat Dein Kind seine Schlafgewohnheiten verändert und hat nun plötzlich längere Schlafphasen oder schläft nachts durch?
  • Gab es stressige Situationen?
  • Vielleicht hat sich die Betreuungssituation verändert? Oder Du gehst wieder arbeiten?
  • Gab es Stürze, Schläge im/auf den Brustbereich?
  • Hast Du schmerzen durch eine falsch eingestellte Trage/Tuch?
  • Isst Du aktuell sehr viele tierischen Fette? Auch das kann sich auswirken.

Da gibt es ganz viele unterschiedliche Möglichkeiten.

 

Du siehst, Ursachenforschung steht an erster Stelle.

 

Es bringt nichts, wenn ein Stau einfach so "therapiert" wird, ohne das Du für Dich die Ursache kennst, denn dann wird der Stau vermutlich immer wieder auftreten.

 

Was hilft also?

  • sanfte Massagen lockern das Gewebe
  • vor dem Stillen: feuchte Wärme fördert die Durchblutung und erweitert die Milchgänge
  • nach dem Stillen: kann kühlende Auflagen durch feuchte Tücher, Weißkohl, Kühlpacks oder Quarkauflagen angenehm sein. Aber: kein Eis! Bitte nur Kühlschranktemperatur und die Brustwarze wird bitte nicht gekühlt.
  • Ganz wichtig ist auch eine korrektes Stilltechnik, lass Dich ggf. noch einmal beraten.
  • Das Kinn sollte in der Position liegen, in der sich der  gestaute Bereich befindet. So wird dieser effektiver entleert.
  • Stille öfters, damit sich die Brust nicht zu sehr füllt und entsprechend verschlechtert.
  • Wenn Du schmerzen hast, dann lass Dich entsprechend zu Schmerzmitteln beraten. Denn auch Schmerzen verschlechtern den Milchfluss.
  • Die Reduzierung tierischer Fette in Deinem Essen kann sich positiv auf den Milchflussauswirken. Besonders wenn Du parallel darauf achtest  hochwertige pflanzliche Fette zu Dir zunehmen.

Sollte ein Milchstau wiederholt auftreten, solltest Du Dir fachliche Stillberatung holen,

um die Ursachen definitiv zu klären.

 

Denn nicht immer liegen die Ursachen bei der Mutter. Es gibt auch verschiedene Möglichkeiten, bei denen Dein Kind nicht in der Lage ist die Brust effektiv zu entleeren.

 

Solltest Du parallel zu einem Milchstau auch offene Verletzungen an der Brust oder Brustwarze haben, egal wie klein sie sind, dann beobachte bitte Deinen Körper sehr sorgfältig.

 

Grundsätzlich können durch eine Verletzung auch Keime eindringen und zu einer schmerzhaften Entzündung in der Brust führen. Aber auch ein sehr angegriffenes mütterliches Immunsystem kann es, bei intakter und unverletzter Brustwarze, manchmal nicht verhindern das Keime, die sich bereits im Körper befinden, dann gerade an der gestauten Brust noch eine zusätzliche Entzündung verursachen.

                                                   Liebe Grüße und bis bald,

                        

                                                                                               

 

Copyright © 2019 Andrea Böttcher