Erkältung in der Stillzeit

2. November 2018

veröffentlicht von: Andrea Böttcher,

Kinderkrankenschwester

Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftragte für die Klinik

Referentin für Stillen und Säuglingsnahrung

Auf eine Erkältung können die meisten Menschen gut und gerne verzichten. Besonders wenn sie in der Stillzeit auftritt, hat leider auch ein einfacher Schnupfen meist schon Auswirkungen auf Mutter und Kind.

 

Müdigkeit, Fieber, Schmerzen, Schlafmangel und viele weitere Symptome tun dann ihr übriges. Das erkältete Kind hat Probleme beim Saugen und Schlucken, schläft schlecht und sucht enorm viel Körperkontakt. Vermutlich möchte es auch sehr viel, aber immer nur kurz, stillen und verweigert möglicherweise alle anderen Arten der Nahrung (sollte es denn schon im Beikostalter sein). Die meisten Mütter fangen spätestens jetzt an sich Sorgen zu machen.

 

Die Folge ist dann eine Stressreaktion im Körper der Mutter. Dadurch bedingt kommt es zu einer Hormonreaktion unter der die Milchbildung und der Milchfluss leidet. Ab diesem Augenblick ist es entscheidend, wie viel Sicherheit der Mutter vermittelt wird und wie viele korrekte Informationen Sie bekommt. Ruhe, Schlaf, Entspannung und Unterstützung ist genau das, was Mutter und Kind jetzt brauchen.

 

Grundsätzlich gehört ein Säugling unter drei Monaten erst einmal zum Arzt, bevor Ihr irgendetwas ausprobiert. Auch bei älteren Kindern ist bei schlechtem Trinkverhalten, Fieber mehr als 38°C., Erbrechen, Durchfall, eingeschränkter Atmung bzw. eingeschränktem Allgemeinbefinden ein Arztbesuch absolut nötig.

 

Hier erst einmal einige Grundsätzliche Infos zum Thema Erkältungszeit:

  • Erkältung und grippaler Infekt haben nichts mit einer echten Grippe zu tun
  • In den meisten Fällen handelt es sich um eine virale Erkrankung, d.h. Antibiotika helfen nicht und sind dann unnötig.
  • Egal ob eine Erkältung symptomatisch behandelt wird oder nicht - bis zu Ihrem Ende vergehen etwa 7-10 Tage.
  • Für stillende Mütter gibt es mittlerweile eine Vielzahl an stillfreundlichen Medikamenten. Embryotox und Reprotox können hier bei Bedarf beraten.
  • Auch Hausmittel können sehr gute Dienste leisten und unterstützend wirken.
  • Bei unklaren oder länger anhaltenden Symptomen bzw. Fieber ist der Gang zum Arzt nötig.
  • Vorsicht bei pflanzlichen Mitteln und ätherischen Ölen, nicht alle sind in der Stillzeit bzw. für einen Haushalt mir Säuglingen geeignet!
  • Bitte keine Desinfektionsmittel und desinfizierende Seifen etc. verwenden, solange keine ansteckende Erkrankung vorliegt. Wir brauchen den Kontakt mit Viren, Bakterien und Keimen, um unser Immunsystem zu trainieren. Besonders bei Babys ist das wichtig, um überhaupt erst einmal einen Schutzmechanismus aufzubauen. 
  • Stillen ist der beste Schutz vor Erkältungen und Erkrankungen, selbst wenn Du als Mama bereits erkrankt bist. Die Muttermilch enthält dann deutlich mehr Antikörper und Immunfaktoren, die Dein Kind schützen bzw. unterstützen.

 

Ansteckungsgefahr vermeiden, bedeutet nicht das Ihr Euch vor der Öffentlichkeit schützen müsst, sondern:

  • Frische Luft und regelmäßiges Lüften ist wichtig für das Raumklima zu Hause. Die Luftfeuchtigkeit sollte etwa bei 50% liegen. Feuchte Tücher und Schüsseln mit heißem Wasser (Kindersicher aufstellen) können zu niedrige Luftfeuchtigkeit gut regulieren.
  • Spaziergänge erleichtern meist das Atmen und befreien die Nase. Sie fördern die Entspannung und die feuchte Luft pflegt die Schleimhaut. 
  • Viel trinken. Flüssigkeit löst den Schleim bzw. verflüssigt ihn, was ein Abhusten und Ausschniefen erleichtert. Babys nach Bedarf stillen, zusätzliche Flüssigkeit ist in der Regel  und auch (solange nicht ärztlich verordnet) nicht nötig.
  • Hygiene ist das A und O, um eine Ansteckung zu vermeiden. Bakterien können erstaunlich lange auf Gegenständen überleben. Ein feucht warmes Klima macht es ihnen einfacher sich zu vermehren. Also ruhig öfters mal die Hände waschen, besonders wenn Ihr von draußen reinkommt, nach dem Toilettengang, nach dem Niesen und in die Hand husten. Auch das vermehrte Abwischen von Türklinken, Lichtschaltern und Griffen an Schränken kann sinnvoll sein. Auch das Reinigen von Spielzeug und die alleinige Nutzung ist in der Erkältungszeit ratsam. Zudem sind Papiertaschentücher deutlich hygienischer als Stofftaschentücher, bitte nach jedem Gebrauch entsorgen, sonst wird die Hosentasche zur echten Keimschleuder.
  • Die Nase als Erwachsener bitte korrekt putzen, d.h. ein Nasenloch zu halten und dabei das andere schnäutzen. Das verhindert das der Druck den Schleim höher in die Nebenhöhlen drückt. Niesen und Husten immer in die Ellbeuge und bitte nicht in die Hand. So ein freies Niesen schafft, für seine Tröpfchen und Erreger, im übrigen eine Entfernung von etwa 7 Meter.

 

Das hilft Dir als stillende Mama bei einer Erkältung...

  • bei Husten: Präparate mit Efeu, Primel, Thymian
  • bei Halsschmerzen: Islamoos, Gurgeln mit Salzlösung oder Salbei (Gurgeln mit Salbei wirkt sich nicht auf die Milchmenge aus, die Einnahme von Salbei bzw. Pfefferminz unter Umständen schon. Beides kann die Milchmenge reduzieren.)
  • bei Schnupfen: NaCl Nasentropfen (Kochsalznasentropfen), Meersalztropfen, abschwellende Nasentropfen
  • Viel trinken bedeutet min. 30ml/Kg Körpergewicht
  • Wickel und Auflagen mit Kartoffel, Zwiebel, Quark, Zitrone, warme Wickel helfen bei Husten bzw. wirken teils antientzündlich. 
  • Kraftsuppe, Hühnersuppe, Rindfleischsuppe: bringen Flüssigkeit und wertvolle Inhaltsstoffe, aber bitte frisch kochen (bzw. kochen lassen). Fertigsuppen aus der Dose, Tüte wirken meist nur wenig bis gar nicht.
  • Wärme entspannt und lässt Sekrete fließen. Also ein warmes Bad genießen, Einkuscheln oder gerne auch mal die Rotlichtlampe nutzen.
  • Viel frische Luft, Entspannung und Schlaf gepaart mit Körperkontakt (am besten mit Deinem Kind) fördert die Genesung.
  • Wenn Mama oder Papa Medikamente einnehmen, die Müde machen bzw. Euer Reaktionsvermögen beeinträchtigen bitte kein Familienbett! Euer Schlafverhalten ändert sich und Ihr könnt weniger auf ein Kind im Bett reagieren.
  • Wenn Medikamente nötig sind, immer einzelne Mittel gegen das vorliegende Symptom verwenden. Kombipräparate enthalten oft auch Mittel gegen Symptome die gar nicht vorliegen.
  • weitere Infos zum Thema Medikamente in der Erkältungszeit gibt es hier. (klicken)

 

Und was hilft Deinem Baby?

  • Stillen, Füttern nach Bedarf. Hier können sehr viele kleine Mahlzeiten deutlich sinnvoller sein, als wenige große.
  • Eine aufrechte Position beim Stillen/Füttern erleichtert das Atmen und Schlucken.
  • Schlafen mit erhöhtem Oberkörper vermindert Hustenanfälle.
  • Besonders bei Ohrenbeschwerden und verstopfter Nase schlafen Babys gerne in der Trage bzw. aufrecht auf dem Arm, das lindert die Beschwerden.
  • Isotonische Kochsalzlösung (NaCl) als Nasentropfen bzw. ggf. Muttermilch in die Nase vor dem Trinken
  • Lasst Euch vom Kinderarzt das Abklopfen und Vibrieren zeigen.
  • Nasensauger können eine Hilfe sein, hierbei ist aber auf korrekte Anwendung und hygienische Handhabung zu achten, sonst werden diese zu Keimschleudern. Ein gedrehtes Taschentuch hilft aber auch schon beim Reinigen der Nase.
  • Bitte keinen Honig für Kinder unter einem Jahr.

 

Ätherische Öle:

  • Vorsicht beim Einsatz von ätherischen Ölen! Diese müssen ausdrücklich für den Gebrauch im Säuglingsalter geeignet sein. Kampfer, Eukalyptus, Pfefferminze, Menthol und Cineol können extrem gefährlich für Säuglinge und Kleinkinder werden. Selbst die so beliebten Engelwurzbalsam und Thymian-Myrthe Balsam sind nicht für Kinder unter 6 Monate geeignet und selbst Kinder im 2-3 Lebensjahr können davon unter Umständen noch Pseudokruppanfälle bekommen. Bitte sprecht bei empfindlichen Kindern immer mit dem Kinderarzt.
  • Ätherische Öle werden über die Haut, die Schleimhaut, die Atemwege oder den Magen-Darm-Trakt aufgenommen und können so auch ganz unterschiedliche Symptome machen bei einer Unverträglichkeit.
  • Je jünger das Kind, desto niedriger darf die Konzentration sein. Daher sind Öle für Säuglinge sehr stark verdünnt. Zudem ist Pflanze nicht gleich Pflanze. Die Konzentration und Zusammensetzung der Öle kann je nach Herkunftsort der Pflanze stark variieren. Thymian ist hier nicht gleich Thymian.
  • Etliche pflanzliche Mittel für Erwachsene enthalten ätherische Öle. Bei regelmäßiger Einnahme dünstet und atmet der Körper diese aus. Auch hier durch kann es unter Umständen zu Problemen beim Säugling kommen, besonders beim nächtlichen Co-Sleeping. Also Inhalt checken!
  • Eltern von Säuglingen sollten sich keine ätherischen Öle auf Oberkörper auftragen. Beim Kuscheln, Stillen hat das Kind unter Umständen direkten Kontakt mit den Ölen/Dämpfen. Hier kann es zu Reizungen der Augen und zu einer Beeinträchtigung der Atmung kommen.

 

Während der Erkältungszeit biete ich immer wieder das Thema in den Stillgruppen an. Kommt doch einmal vorbei. Hier erfährst Du einiges mehr.

                                                               

                                                                   Liebe Grüße und bis bald,

                        

                                                                                                

 

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