03. Februar 2019

veröffentlicht von: Andrea Böttcher,
Kinderkrankenschwester
Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftragte für die Klinik
Referentin für Stillen und Säuglingsnahrung
Schlafberaterin 1001Kindernacht
Eine Brustentzündung innerhalb der Stillzeit wird Mastitis puerperalis genannt und ist keinesfalls eine Seltenheit. Schätzungen zufolge sind 3-20% aller stillenden Frauen betroffen. Grundsätzlich kann eine Mastitis, wie der Milchstau auch, zu jeder Phase der Stillzeit auftreten.
Da sich eine Mastitis langsam entwickelt, tritt diese aber meist nicht innerhalb der ersten beiden Wochen nach Entbindung auf.
Eine Mastitis ist eine Infektion des Gewebes mit Keimen. Meist liegt die Ursache in einer Verletzung der Brustwarze und damit eindringenden Keimen. Oftmals begünstigt aber auch eine wunde Brustwarze oder eine Besiedlung der Brustwarze mit dem Pilz Candida albicans eine Mastitis.
Wird eine Mastitis nicht erkannt oder verschleppt, kann sich daraus ein Abszess bilden. Daher ist eine Brustinspektion inkl. Tastuntersuchung sowie eine Blutuntersuchung der Mindeststandard.
mögliche Ursachen:
- Stressreaktionen
- verschleppter Milchstau
- Hautverletzungen, Rhagaden
- allgemeine Abwehrschwäche, Anämie, Infekte
ein höheres Risiko eine Mastitis zu erleiden besteht bei:
- Erstgebärenden
- Müttern, die bereits eine Mastitis hatten
- nach Geburtskomplikationen
- nach Verletzungen, Operationen der Brust
- bei berufstätigen Müttern
- allgemeiner Erschöpfung
charakteristisch für eine Mastitis, im Vergleich zum Milchstau:
Milchstau | Mastitis | |
Beginn: | allmählich, nach dem Stillen | plötzlich, meist nicht früher als 1 - 2 Wochen nach Geburt |
Seite: | einseitig | in der Regel einseitig |
Schwellung: | nicht grundsätzlich, an einzelner betroffenen Brust | lokalisierte Schwellung |
heiße Stellen: | mit und ohne möglich | rote und heiße Stellen |
Körpertemperatur: | bis max. 38,4°C | mehr als 38,4°C, oft > 40°C innerhalb weniger Stunden |
Schmerzen | schwach, meist nur an betroffener Stelle | stark, an der betroffenen Brust/Stelle |
allgemein Befinden | sonst Wohlbefinden | grippeähnliche Symptome, teilweise starke Einschränkung des Allgemeinbefindens |
Auswirkungen auf die Milch | schlechterer Milchfluss in betroffenen Gängen |
oft Rückgang der Milchbildung erhöhter Keimgehalt in der Muttermilch |
Was hilft?
- korrekte Stilltechnik, korrektes Saugverhalten des Kindes und effiziente Brustentleerung beim Stillen
- strenge Bettruhe und Entlastung
- ausreichend Flüssigkeit, um eine Dehydrierung, durch das Fieber, vorzubeugen
- medikamentöse Therapie mit Schmerzmitteln und oft auch Antibiotika, wenn sich der Verlauf innerhalb von 24 Std. nicht verbessert
- fiebersenkende Maßnahmen
- schmerzlindernde Maßnahmen
- konventionelle entzündungshemmende Maßnahmen, z.B. durch Brustwickel mit Quark, Weißkohl nach dem Stillen
- regelmäßiges effizientes Entleeren der Brust, durch Stillen oder Abpumpen
- Ursachenforschung und Beseitigung der begünstigenden Faktoren
- sollte ein Abszess entstanden sein, ist eine Entfernung des Eiters durch eine Nadelpunktion oder operativ unter Vollnarkose nötig
- in der Regel ist Weiterstillen möglich, viele Medikamente können stillfreundliche gewählt werden
Welche Prophylaxe gibt es um ein Rezidiv zu vermeiden?
- Stillberatung als Prophylaxe
- Optimierung des Stillmanagements
- ggf. Steigerung der Milchbildung im Anschluss an eine Behandlung nötig
- Förderung des Milchflusses durch Massagen und Wärmeanwendung
- regelmäßige und sorgfältige Entleerung der Brust
- bei Verwendung einer Milchpumpe: gute elektrische Intervallmilchpumpe mit Brusthaube in korrekter Größe und Einweisung in ein korrektes und effizientes Pumpmanagement
- Maßnahmen zur Vermeidung eines Milchstau
- Entlastung im häuslichen Umfeld
- Stress vermeiden
Wenn Du den Verdacht hast, das bei Dir eine Mastitis besteht, dann wende Dich bitte umgehend an eine örtliche Still- und Laktationsberaterin bzw. an eine Arzt.
Eine telefonische Hotline oder eine Internet Stillgruppe sind hier nicht der richtige Ansprechpartner. Und keine fachlich kompetente Still- und Laktationsberaterin wird Dir in solch einer Situation über Telefon oder Online eine Beratung anbieten. Eine Brustinspektion und Tastuntersuchung via Telefon ist nun mal kaum möglich und auf Deine Beschreibung darf sich eine Fachkraft in solch einem Fall nicht verlassen
Liebe Grüße und bis bald,
Copyright © 2019 Andrea Böttcher