Problem: Mastitis

03. Februar 2019, aktualisiert 23.9.2024

veröffentlicht von: Andrea Böttcher,

Kinderkrankenschwester

Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftragte für die Klinik

Referentin für Stillen und Säuglingsnahrung

Schlafberaterin 1001Kindernacht

 

Eine Brustentzündung innerhalb der Stillzeit wird Mastitis puerperalis genannt und ist keinesfalls eine Seltenheit. Schätzungen zufolge sind 3-20% aller stillenden Frauen betroffen. Grundsätzlich kann eine Mastitis, wie der Milchstau auch, zu jeder Phase der Stillzeit auftreten.

 

Da sich eine Mastitis langsam entwickelt, tritt diese aber meist nicht innerhalb der ersten beiden Wochen nach Entbindung auf.

Es gibt zwei Arten der Mastitis: die akute Mastitis und die subakute Mastitis.

 

ein höheres Risiko eine Mastitis zu erleiden besteht bei:

  • Erstgebärenden
  • Müttern, die bereits eine Mastitis hatten
  • nach Geburtskomplikationen
  • nach Verletzungen, Operationen der Brust
  • bei berufstätigen Müttern
  • allgemeiner Erschöpfung

 

Schauen wir uns einmal die unterschiedlichen Formen der Mastitis an:  

akute Mastitis:

basiert auf einer Infektion des Gewebes mit Keimen oder eine Verletzung der Mamille als Eintrittspforte für Erreger. Zu 90% handelt es sich hier um den Erreger Stapylococcus Aureus. Dieses Bakterium bildet ein Toxin, das dann zu den typischen Entzündungszeichen führt. Ein weiterer Grund für eine akute Mastitis ist eine druck- und stauungsbedingte Behinderung des effektiven Milchflusses. 

 

Wird eine Mastitis nicht erkannt oder verschleppt, kann sich daraus ein Abszess bilden. Daher ist eine Brustinspektion inkl. Tastuntersuchung sowie eine Blutuntersuchung der Mindeststandard.

 

 

mögliche Ursachen:

  • Stressreaktionen
  • verschleppter Milchstau
  • Hautverletzungen, Rhagaden der Mamille und falsche Versorgung
  • allgemeine Abwehrschwäche, Anämie, Infekte
  • Druck auf Mamille und Areola
  • ungünstige Anlegetechnik
  • Hypergalaktie und exzessives Pumpen
  • verzögerte Laktogenese II
  • falsche Anwendung von Stillhilfsmitteln wie Milchpumpe, Stillhütchen, Silberhütchen, Brustringe etc.
  • übermäßige initiale Brustdrüsenschwellung und falscher Umgang damit
  • Händehygiene

subakute Mastitis:

auch diese basiert auf einer bakteriellen Infektion und einer daraus resultierenden Dysbalance in der Brustdrüse. Hier sind es nicht toxinbildende Bakterien die sich übermäßig vermehren und dadurch quasi zu einem Stau in der Drüse und den Milchgängen führt. Dadurch kommt es zu einer Verdickung des Epithels, was zu einem verminderten Durchfluss und den typischen brennend-stechenden Schmerzen führt. Es kommt aber nicht zu den klassischen Entzündungssymptomen. (Rötung, Schwellung, Fieber starkes Krankheitsgefühl, etc. )

 

Behandlung:

Versuch die Dysbalance wieder aufzuheben durch:

  • Einsatz von Antibiotika und oder
  • Einsatz von Probiotika die lactobacillus fermentum, lactobacillus Salivarius und Lactococcus lactis (Nisin) enthalten

 

charakteristisch für eine Mastitis, im Vergleich zum Milchstau:

  Milchstau

akute Mastitis

Achtung: subakute Mastitis ohne Entzündungszeichen!

Beginn:  allmählich, nach dem Stillen  plötzlich, meist nicht früher als 1 - 2 Wochen nach Geburt
Seite: einseitig in der Regel einseitig
Schwellung: nicht grundsätzlich, an einzelner betroffenen Brust lokalisierte Schwellung
heiße Stellen: mit und ohne möglich rote und heiße Stellen
Körpertemperatur: bis max. 38,4°C mehr als 38,4°C, oft > 40°C innerhalb weniger Stunden
Schmerzen schwach, meist nur an betroffener Stelle stark, an der betroffenen Brust/Stelle
allgemein Befinden sonst Wohlbefinden grippeähnliche Symptome, teilweise starke Einschränkung des Allgemeinbefindens
Auswirkungen auf die Milch schlechterer Milchfluss in betroffenen Gängen

oft Rückgang der Milchbildung

erhöhter Keimgehalt in der Muttermilch

 

Was hilft?

  • korrekte Stilltechnik, korrektes Saugverhalten des Kindes und effiziente Brustentleerung beim Stillen
  • strenge Bettruhe und Entlastung
  • ausreichend Flüssigkeit, um eine Dehydrierung, durch das Fieber, vorzubeugen
  • medikamentöse Therapie mit Schmerzmitteln und oft auch Antibiotika, wenn sich der Verlauf innerhalb von 24 Std. nicht  verbessert
  • fiebersenkende Maßnahmen
  • schmerzlindernde Maßnahmen
  • konventionelle entzündungshemmende Maßnahmen, z.B. durch Brustwickel mit Quark, Weißkohl nach dem Stillen
  • regelmäßiges effizientes Entleeren der Brust, durch Stillen oder Abpumpen
  • Ursachenforschung und Beseitigung der begünstigenden Faktoren
  • sollte ein Abszess entstanden sein, ist eine Entfernung des Eiters durch eine Nadelpunktion oder operativ unter Vollnarkose nötig
  • in der Regel ist Weiterstillen möglich, viele Medikamente können stillfreundliche gewählt werden

 

Antibiotikatherapie:

 

Eine Antibiose über mindestens 10-14 Tage ist erforderlich, auch wenn die Symptomatik schon deutlich nachlässt. Ansonsten besteht die Gefahr der Resistenzbildung. zudem ist bei einer anbehandelten Mastitis die Gefahr des Rezidiv und der Abszessbildung deutlich höher. Ist die Symptomatik unter einer stillverträglichen Staphylokokken sensiblen Antibiose nicht rückläufig, ist eine Muttermilchkultur zum Erregernachweis erforderlich. Hierbei ist wichtig, dass die Milch und nicht die Keimflora der Haut untersucht wird, daher kommt hier quasi eine "Mittelstrahl-Muttermilch-Probe" zum Einsatz.

 

Welche Prophylaxe gibt es um ein Rezidiv zu vermeiden?

  • Stillberatung als Prophylaxe
  • Optimierung des Stillmanagements
  • ggf. Steigerung der Milchbildung im Anschluss an eine Behandlung nötig
  • Förderung des Milchflusses durch Massagen und Wärmeanwendung
  • regelmäßige und sorgfältige Entleerung der Brust
  • bei Verwendung einer Milchpumpe: gute elektrische Intervallmilchpumpe mit Brusthaube in korrekter Größe und Einweisung in ein korrektes und effizientes Pumpmanagement
  • Maßnahmen zur Vermeidung eines Milchstau
  • Entlastung im häuslichen Umfeld
  • Stress vermeiden
  • adäquate Behandlung wunder und verletzter Mamillen mit geeigneten Maßnahmen - siehe wunde Mamillen richtig versorgen  (wird gerade aktualisiert)

 

Kann ich weiterstillen?

  • Ja, die Milch verändert sich geschmacklich und wir salziger, manche Baby/Kinder schauen dann etwas komisch ;) 
  • Evtl. lässt die Milchbildung an der betroffenen Seite, aber teilweise auch generell nach, wichtig ist hier eine Beobachtung der kindlichen Gewichtsentwicklung.
  • Ja, wenn es die Schmerzen zu lassen, ein gutes Schmerzmanagement ist daher wichtig.
  • Ja, wenn ein stillfreundliches Antibiotika gewählt wurde.
  • Evtl. braucht es eine Stillpause oder ein pasteurisieren der Milch - wenn du ein Frühchen oder krankes Baby hast und die Keimzahl in der Milch zu hoch ist. 

Wenn Du den Verdacht hast, das bei Dir eine Mastitis besteht, dann wende Dich bitte umgehend an eine örtliche Still- und Laktationsberaterin bzw. an eine  Arzt. 

 

Eine telefonische Hotline oder eine Internet Stillgruppe sind hier nicht der richtige Ansprechpartner. Und keine fachlich kompetente Still- und Laktationsberaterin wird Dir in solch einer Situation über Telefon oder Online eine Beratung anbieten. Eine Brustinspektion und Tastuntersuchung via Telefon ist nun mal kaum möglich und auf Deine Beschreibung darf sich eine Fachkraft in solch einem Fall nicht verlassen

                                                   Liebe Grüße und bis bald,

                        

                                                                                               

 

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