Männer und Stillen: Wie Väter das Stillen unterstützen können

8. Oktober 2021

veröffentlicht von: Andrea Böttcher,

Kinderkrankenschwester

Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftragte für die Klinik

Referentin für Stillen und Säuglingsnahrung

Schlafberaterin 1001 Kindernacht

Nicht nur ein Baby, sondern auch Mutter und Vater werden durch eine Geburt geboren. Jeder von uns wächst in seine Rolle hinein. Es braucht Zeit, Geduld und Übung, um von einem Paar auf Familie zu wechseln.

 

Väter wünschen sich eine intensive Bindung zu Ihren Kindern aufzubauen und sehen sich manchmal in einer eher seitlichen Rolle. Aber das stimmt nicht: Väter sind für die Entwicklung der Kinder genauso wichtig wie Mütter, Väter haben auch eine entscheidende Bedeutung für das erfolgreiche Stillen: Je mehr Väter das Stillen ihrer Partnerin begleiten und unterstützen, umso erfolgreicher, länger und problemloser verläuft in der Regel die Stillzeit. Damit fördern sie aktiv die Gesundheit von Mutter und Kind sowie die kindliche Entwicklung in allen Ebenen.

 

Wie Väter das Stillen unterstützen können:

 

·         Informieren Sie sich gemeinsam schon in der Schwangerschaft über das Stillen. Je besser Väter informiert sind, umso besser können sie für Ihre Familie einstehen, wenn „gut gemeinte Ratschläge“ überhandnehmen.

 

·         Unterstützen Sie das ausschließliche Stillen gemäß der WHO Empfehlung: 6 Monate ausschließlich Stillen ohne die Zufuhr von anderen Flüssigkeiten außer Muttermilch, dann Einführung geeigneter Beikost unter dem Schutz des Stillens solange Mutter und Kind es wünschen. Empfohlen wird hier bis zum Alter von 2 Jahren und darüber hinaus.

 

·         Wichtige Nummern und Adressen raussuchen: Hebamme, Stillberaterin, Stillgruppe. Stillprobleme können mit fachlicher Beratung meist zeitnah überwunden werden.

 

·         Urlaub, idealerweise Erziehungsurlaub, bietet die nötige Zeit, um als Familie zusammenzuwachsen

 

·         Seien Sie ein Familienmanager und organisieren schon vor der Ankunft zu Hause eine saubere Wohnung, einen vollen Kühlschrank, evtl. Essensgutscheine bei Familie und Freunden und regeln Sie „Besuchszeiten“, Geschwisterbetreuung und Unterstützungsangebote.

 

·         Väter können nicht stillen, aber sie können: tragen, baden, wickeln, trösten, in den Schlaf begleiten, sie sind "die verlängerten Arme und Beine der Mütter". Machen Sie sich im Haushalt nützlich, kochen sie etwas Leckeres, versorgen Sie Ihre Partnerin mit gesunden Snacks, Getränken, Kissen, und Gesellschaft während des Stillens.

 

·         Eltern sein ist ein 24 Stunden Job, ohne Urlaub oder Wochenende. Gegenseitige Wertschätzung, Verständnis und Zuwendung sind enorm wichtig. Bestärken Sie Ihre Partnerin auch in schwierigen Situationen oder anstrengenden Phasen. Jeder hat seinen Beruf, der eine innerhalb der Familie, der andere außerhalb. Beide tragen gleichermaßen zur Versorgung der Familie bei.

 

·         Väterbonding, schafft Bindung: viel nackter Hautkontakt fördert nicht nur die Entspannung nach einer anstrengenden Geburt bei Mutter und Kind, das Stillen und die Milchbildung, sondern es fördert auch die Bindungshormone zwischen Vater, Mutter und Kind. Beim Kind unterstützt es Atmungs- und Herzkreislaufsystem, die Temperaturregulation und die Entwicklung des Gewichtes und des Immunsystems. Zudem lindert der nackte Hautkontakt Schmerzen und Ängste. Es lohnt sich also wenn auch Papa eine Trageberatung in Anspruch nimmt.

 

·         Geben Sie Ihrer Partnerin Zeit, sich nach der Geburt zu erholen, bleiben Sie mit ihr im Gespräch wie sich Auszeiten gestalten können. Bitte organisieren Sie keine Betreuung ohne Rücksprache mit der Mutter. Viele Mütter tun sich anfangs schwer, das Baby auch nur zeitweise abzugeben und reagieren ggf. sehr emotional. Das ist ein Schutzmechanismus der Natur.

 

·         Sprechen Sie über Ihre Gefühle als Vater, auch wenn Sie vielleicht mal neidisch oder eifersüchtig auf das Baby sind. Das ist ganz normal, denn Sie müssen ihre Frau und ihre Zärtlichkeit jetzt teilen. Manche Väter (und auch viele Mütter) tun sich sehr schwer damit, wenn außerhalb der eigenen vier Wände oder gar „in der Öffentlichkeit“ gestillt wird. Ein offenes Gespräch tut Beiden gut und nimmt Unsicherheiten. Es gibt viele Möglichkeiten „unauffällig“ zu stillen, wenn das Handling erst einmal sitzt.

 

·         Seien Sie ein geduldiger und einfühlsamer Partner, denn Schlafmangel, die intensive Betreuung (körperlich wie emotional) die das Baby einfordert und die Erfahrungen von Schwangerschaft und Geburt nehmen eine Mutter zeitweise so ein, dass die Bereitschaft für Zärtlichkeiten oder Sex mit dem Partner erst einmal hintenansteht oder nicht gewünscht ist. Je nach Geburtsverletzung bestehen auch Sorgen und Ängste vor dem ersten Sex nach der Geburt. Das geschieht bei stillenden und nicht stillenden Frauen gleichermaßen.

 

 

·         Auch das Abstillen ist ein Prozess der Mutter und Kind körperlich und emotional herausfordert. Informieren Sie sich z.B. bei Wiedereinstieg in den Beruf oder beim Übergang in die Tagesbetreuung welche Möglichkeiten bestehen, das Stillen zu erhalten bzw. warum das Stillen in diesem Augenblick besonders wichtig ist. 

 

                                Liebe Grüße und bis bald,

                        

                                                                                                

 

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