Erste Anlegeversuche und irritierte Brustwarzen

19. Januar 2018

veröffentlicht von: Andrea Böttcher,

Kinderkrankenschwester

Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin, Stillbeauftragte für die Klinik

Referentin für Stillen und Säuglingsnahrung

 

Die meisten stillenden Frauen kennen das Gefühl:

 

Das erste anlegen geht meist gut,

meist im ersten Augenblick etwas ungewohnt

aber nicht schmerzhaft.

 

Jedenfalls so lange man Baby einfach mal machen läßt und

entspannt und bequem liegt. Das Baby wird den meisten Frauen nach Geburt auf den Bauch gelegt. Nach einigen Minuten und vielleicht braucht Baby etwas Unterstützung um nicht herunter zukullern, macht es sich auf den Weg zur Brust. Dabei stößt es sich mit den Füßen ab und krabbelt regelrecht in die richtige Richtung.

 

Die Brustwarze hat sich farblich in der Schwangerschaft verändert, sie wurde dunkler. Zudem hast du auf deinen Brustwarzenvorhöfen die Montgomery Drüsen sitzen. Diese scheiden ein Sekret ab, das die Haut geschmeidig macht und schützt.

 

Genau diese beiden Faktoren sind es, die Baby magisch anziehen. Baby nimmt den dunkleren Vorhof optisch war und der Duft des Sekretes (das wir kaum wahrnehmen oder sehen) der Drüsen leitet Baby der Nase nach.

 

Es Dauert vielleicht 10, 20 oder 30 Minuten aber die meisten Babys sind dann am Ziel angekommen und beginnen zu stillen.

Leider haben wir diese entspannte und intime Situation beiden nächsten Still“übungen“ meist nicht mehr.

 

Warum ich Still“übungen“ schreibe?

Weil es genau das ist.

 

Mutter und Kind müssen beide erst einmal herausfinden wie das mit dem Stillen und dem Handling funktioniert.

Stillvorbilder fehlen einfach in vielen Familien. So ist es einfach in den ersten Tagen reine Übungssache.

Mit jedem Mal werden Du und Dein Kind sicherer und vertrauter im Umgang mit einander.

 

 

 

Stillen ohne Schmerzen geht das?

 

Viele Frauen haben in den ersten Tagen ein unangenehmes Gefühl beim Stillen, nicht immer sind es wirklich Schmerzen!

Wenn ihr Schmerzen beim anlegen habt, spricht vieles dafür das Euer Baby nicht korrekt angelegt ist, zum Beispiel zur die

Brustwarzenspitze im Mund hat oder nicht im richtigen Winkel liegt und dadurch die Brustwarze im Mund abgeknickt wird.

 

Schmerzen sind immer ein Signal das etwas nicht stimmt! Niemand muss Schmerzen aushalten auch nicht mit dem Gedanken das wird irgendwann besser.

 

Wenn Schmerzen beim Anlegen nicht beachtet werden kommt es

häufig zu einer Kettenreaktion:

 

Schmerzen ∞ wunde Brustwarzen ∞ verletzte Brustwarzen ∞ blutige Brustwarzen ∞ infizierte Brustwarzen ∞ und hinzu gesellen sich dann sehr viele Schmerzen, Angst anzulegen, Milchstau bis hin zur Brustentzündung (Mastitis)

 

Wenn Du Schmerzen beim Anlegen hast, hole Dir Hilfe und Unterstützung

und nimm es als Warnsignal deines Körpers!

 

 

 

Die Stillerfahrung die Du in der ersten Woche machst, ist meist entscheidend für die weitere Stillzeit, daher hole Dir rechtzeitig Hilfe von einer qualifizierten Stillberaterin! Laß Dir bitte von niemandem sagen das du da durch müsstest, das musst du nicht.

 

Tipp:

Verändere die Stillposition: Wichtig beim Stillen ist, das du Ruhe hast und entspannt bist und dann dein Baby im richtigen Winkel zur Brust liegt. Ganz egal ist dabei ob Du in Wiegehaltung, im Liegen oder in Fußballhaltung stillst.

Du musst Dich wohl und sicher fühlen. Jede Position ist in Ordnung solange das Kind trinken kann, deine Brustwarzen in Ordnung sind und du keine Schmerzen oder Beschwerden hast. Vollkommen egal wie komisch das ganze auch aussehen mag!

 

 

Der Unterschied zwischen dem Stillen vor und nach dem „Milcheinschuss“…

 

ist gravierend, auch vom Gefühl her. Vor dem Milcheinschuss, der meist nach 2-4 Tagen nach Geburt einsetzt, lastet ein starker negativer Druck auf deiner Brustwarze. Es ist zwar die erste Milch, das Kolostrum vorhanden, aber in kleinen Mengen. Es ist genug um dein Baby zu ernähren und ein echter Powershake durch seine Inhaltsstoffe.

 

Deine Brustwarze findet stillen, mit steigender Milchbildung aber deutlich angenehmer, denn dann wird Sie von milch umspült und nicht „trocken gesaugt“.

 

Tipp: Stillen nach Bedarf: 8-12 Stillmahlzeiten in 24 Stunden - oder auch mehr sind normal!

Ein Bedarfsgerechtes häufiges Anlegen fördert das Einsetzen der Milchbildung und den Milcheinschuss! Wenn Du dein

Kind dabei korrekt anlegst, wird die Brustwarze dabei, im Regelfall, nicht wund werden.

 

Viele Frauen haben zu beginn der Stillzeit daher irritierte Haut an den Brustwarzen. Die haut an Brustwarze und Vorhof ist sehr dünn und empfindlich und sie ist es schlicht weg nicht gewohnt. Vergesst das bitte nie.

 

 Tipp:

beachte frühe Hungerzeichen – das verschafft Dir mehr Zeit für ein ruhigeres Anlegen!

Den Infoflyer kannst du direkt bei mir anfordern, kurze E-Mail reicht!

 

 

Was du bei irritierten Brustwarzen tun kannst:

 

(Ich rede hier bewusst von irritierten Brustwarzen, nicht von verletzten Brustwarzen. Bei Verletzungen gibt es noch andere Maßnahmen!)

  • Luft, Luft, Luft: immer wider oben Ohne sein und möglichst viel Luft an die Haut lassen. Die Montgomery Drüsen helfen Dir dann durch ihr Sekret die Irritationen zu mindern.
  • Stilleinlagen brauchst du nicht: jedenfalls noch nicht bis du merkst das die Milch ausläuft. Eine gut saugende Stilleinlage nimmt auch das Sekret der Montgomery Drüsen auf und saugt es weg.

 

Pflege deine Brustwarze bei Irritationen:

  • wenn du schon etwas Milch ausdrücken kannst, bzw. nach dem Stillen lass den letzten Tropfen Muttermilch auf der Brustwarze trocknen. Die Milch beruhigt die Haut und hat entzündungshemmende Eigenschaften.
  • Eine Alternative bietet sonst hochgereinigtes Lanolin. Allerdings sollte dies bei einer Allergie auf Wolle (Lanolin ist Wollfett) und bei Neurodermitis ggf. keine Verwendung finden. Achte auf ein hochgereinigtes Produkt, es gibt auch andere Produkte mit minderer Qualität in denen z.B. Pestizid Rückstände enthalten sein können. Apothekerlanolin ist meist kein hochgereinigtes Lanolin!
  • Wenn du andere Brustwarzencremes verwenden möchtest achte bitte darauf das diese keinen Alkohol (der trocknet die Haut aus),ätherischen Öle (dein Baby kann dich nicht mehr riechen und die meisten Öle sind viel zu stark für Babys) oder Konservierungsstoffe enthalten. All diese Stoffe können die Haut von Dir und Deinem Baby zusätzlich reizen oder sogar Allergien auslösen!

 

Tipp: 

Drücke Cremes aus Tuben erst auf deinen Handrücken und dann streiche sie auf die Brustwarze. Cremes aus Tigeln entnimmst du am besten mit einem Spatel (Apotheke). Grund: Sonst bringst du Keime in die Tube/Tigel die sich hier

vermehren können und streichst diese dann auf die Brust.

 

 

Und zum Schluss die Sache mit dem Schnuller…

Wie Du gerade gelesen hast ist Stillen wirklich Übungssache für Mutter und Kind. Wenn das Anlegen super klappt und die Milchmenge gut ist und dein Kind gut gedeiht, spricht theoretisch auch nichts gegen einen Schnuller. Allerdings kann man diese Faktoren meist erst nach frühestens 1-2 Wochen, besser noch 4-6 Wochen realistisch beurteilen. Nämlich dann wenn sich alles eingespielt hat, auch zu Hause.

 

Das Saugverhalten ist an einem Schnuller anders, als an der Brust. Wenn Dein Baby versucht an der Brust wie am Schnuller zu saugen, wird es vermutlich wunde Brustwarzen geben.

 

Viele Babys, aber nicht alle, irritiert die Unterschiedliche Form und vielleicht auch der Gedanke: "mal kommt was raus und

mal nicht."

Manche Babys saugen sich am Schnuller auch das Hungergefühl weg. Es ist möglich das Du selbst die frühen Hungerzeichen durch die Nutzung des Schnullers deutlich schlechter erkennst, Dein Kind dann irgendwann vor Hunger direkt schreit und du schnell mal eben irgendwie anlegst, mit entsprechenden Folgen bei der Brustwarze.

 

Ein Schnuller ist nicht grundsätzlich zu verteufeln, aber halt auch nicht grundsätzlich nötig, besonders nicht in den ersten Tagen.

 

 

                                                                            Mit lieben Grüßen und bis bald,

                                                                                                                                                                                      Copyright © 2018 Andrea Böttcher


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